Kurzausflug nach Wernigerode im Harz

Verlängertes Wochenende // Einmal im Jahr machen wir Mädels unserer Familie einen gemeinsamen Mädel-Ausflug. Ich liebe diese gemeinsame Zeit mit meiner Mutti und meiner Schwägerin. Da sind wir mal unter uns, können in Ruhe schnattern, bummeln, essen, bisschen Kultur machen und einfach ausspannen. Bevorzugt reisen wir in kleine Städte, die gut von uns zu erreichen sind. In diesem Jahr hatten wir uns für Wernigerode im schönen Harz entschieden.

Wernigerode ist eine ganz bezaubernde Fachwerkstatt. Sie ist optimal gelegen, um den Harz und die nähere Umgebung bestens zu erkunden. Die kleine Stadt hat bereits eine bewegte Geschiche hinter sich, die schon im Jahr 900 began. Perfekt an zwei wichtigen Handelsrouten gelegen, siedelten sich in kürzeser Zeit Handwerker und Kaufleute an. Eine Burg wurde errichtet. Blühender Handel, Gewerbe, Ackerbau und Forstwirtschaft beflügelten die Entwicklung Wernigerodes, was 1229 die Verleihung des Stadtrechts zur Folge hatte. Durch die Nähe zum Brocken und den Bau der Eisenbahn gewann Wernigerode in der Neuzeit vor allem der Tourismus an Bedeutung. Heute besuchen über 2mio Menschen im Jahr die hübsche Stadt im Harz und sind vor allem dem Charme, der historischen Architektur und der Kultur von Wenigerode erlegen. So auch wir. ☺️


Unterkunft in Wernigerode

Über FeWoDirekt hatte ich uns ein kleines Ferienhaus gebucht. Das Haus gehört zu HarzHäuser und ist eines von drei Reihenhäusern. Der Self-Check-In verlief problemlos und auch der Vermieter stand jederzeit für Fragen bereit. Es fehlte an nichts und das Ferienhaus überzeugte mit Gemütlichkeit, Terrasse, voll ausgestatteter Küche und vielen hübschen Einrichtungsdetails. Optimal ist das Haus für vier Personen. Bis in die Altstadt sind es nur 800m.


Ein Stadtbummel bei schönstem Wetter

Wir hatten zwei wunderschöne ganze Tage in Wernigerode, die wettermäßig nicht unterschiedlicher hätten sein können. Ein Tag voller Sonnenschein und der andere Tag voller Regen. 🌞🌧 Wir nutzten den Sonnenschein-Tag natürlich, um die Stadt ausgiebig zu erkunden. Es gibt einiges zu sehen und so waren wir schon recht zeitig auf den Beinen. Wernigerode ist vor allem für die historische Altstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern bekannt. Wir betreten die Altstadt durch den Westerntorturm, einem Überbleibsel der mittelälterlichen Stadtverteidigungsanlagen und finden uns sofort in einen anderen Welt wieder. Die hübsche Fachwerkhäuser säumen Strassen, enge Gassen und kleine Plätze und machen es einem nicht schwer, sich vorzustellen, wie es hier früher einmal war.

Nach kurzer Zeit sind wir am Marktplatz mit dem imposanten Rathaus aus dem 15. JH angekommen. Nur können wir hier nicht lange verweilen, da einfach zu viel los ist, denn es ist Christopher-Street-Day und der Marktplatz wurde kurzerhand zur Party-Location umgebaut. 🌈 Rechterhand vom Rathaus passieren wir das Harzmuseum und kommen in den hübschen Oberpfarrkirchhof mit der St.-Sylvestri-Kirche. Hier befindet sich auch die kleine Demuts- oder Rosengasse, die mit nur 56cm einen Eindruck in die beengten Verhältnissen des Mittelalters gibt. Der Name zeugt von einer gewissen Ironie der Bewohner, roch es doch in der engen Gasse wenig nach Rosen und demütig waren gewiss auch nicht die Stiftsherren, die durch diesen Durchgang angeblich ihren Damenbesuch erhielten. Weiter gehts vorbai am Museum Schiefes Haus und man muss kurz überlgen, ob man nicht einen Knick in der Optik hat … aber nein, das Museum ist wirklich so schief, schiefer noch als der Schiefe Turm von Pisa. 😱

Wir spazieren über die Marktstrasse und stehen schließlich vorm kleinsten Haus von Wernigerode. Und das wollen wir natürlich besuchen. Das Haus ist wohl kaum mehr als 20m2 groß und wurde 1792 als Wohnhaus erbaut. Unvorstellbar, aber zeitweise lebten bis zu 11 Personen hier auf engsten Raum zusammen. Der Eintritt kostet sage und schreibe €1 und der nette Museumswärter erzählt viele Geschichten.

Nach dem Besuch im kleinsten Haus steigen wir nun hinauf zum Märchenschloß der Stadt. 🏰 Steil geht es den Burgberg nach oben und das bei diesem Wetter. Am Burgberg sind sogar noch Reste der Altstadtmauer mit zugehörigem Wallgraben und ein Altstadtturm erhalten Abstecher zu Stadtmauerturm und Wallgraben. Im Schloß empfängt uns der Hofbrunnen mit Froschkönig und vor allem eine wundervolle Aussicht über den Harz. Das Schloß sehen wir heute nur von außen, die Sonne ist einfach zu schön, um sich drinnen aufzuhalten. Es sind wahnsinnig viele Touristen unterwegs, deswegen verziehen wir uns auf die Weinterassen, hier ist es ruhig und daher genau richtig, um ein Päuschen einzulegen.

Das haben wir auch gebraucht, bevor wir auf der gegenüberliegenden Seite des Schloßes den Agnesberg hinaufsteigen. Der Aufstieg lohnt sich aber, den von oben hat man einen traumhaften Blick auf das Schloß und Wernigerode. Bergab laufen wir dann auf dem Annaweg bis hin zum Lustgarten mit dem Landesarchiv. Zurück in der Stadt pausieren wir im Komplizen-Café auf der Burgstrasse. 🥤 Ein lecker Eiskaffee ist bei diesen Temperaturen genau richtig. Dannach verfolgen wir noch ein wenig das bunte Treiben des Christopher-Street-Days und drehen eine Runde im Kunsthandwerkerhof am Markt. Hier kann man in den kleinen Geschäften ein schönes Mitbringsel erwerben.

Am Abend unternehmen wir bei weiterhin schönstem Wetter noch einen kleinen Spaziergang in Richtung des Klosterwanderwegs. Hier gibt es versteckt eine enge Treppe oberhalb der Schillerstrasse, die steil zwischen Wohnhäusern nach oben führt. Oben angekommen hat man einen wunderschönen Blick über die Dächer von Wernigerode auf das Schloß. Leider gibt es keine Möglichkeit sich zu setzen, so dass wir nur kurz für ein tolles Foto bleiben.


Besuch im Schloß Wernigerode

Am verregneten Tag war es kaum möglich, sich länger draussen aufzuhalten, da es wirklich wie aus Kübeln schüttete. Das war aber die perfekte Gelegenheit, sich das Schloß Wernigerode einmal genauer anzusehen. An diesem Tag waren wir zudem froh, dass es eine Bimmelbahn für die Strecke von der Innenstadt bis zum Schloß gibt. 🚂 Diese fährt im Frühjahr und Sommer alle 20 min ab Marktstrasse und ersparte uns knapp 2km Fußmarsch durch Regen und Wind. Von der Haltestelle Schlosschausee waren es dann nur noch 300m bis ins Trockene. Wir bezahlten den Eintritt von €9 pro Person und machten uns mitsamt Audioguide auf den selbstgeführten Rundgang durch das zauberhafte Schloß.

Das Schloß Wernigerode hat seine Wurzeln im 12.JH. und diente als mittelalterliche Burg hauptsächlich als fester Standort für Jagdausflüge. Dem Umbau im 16.JH. zur Renaissancefestung folgte die schwere Verwüstung im Dreißigjährigen Krieg und der barocke Wiederaufbau der Burgreste ab dem späten 17.JH. zum romantischen Residenzschloss. Seit 1930 ist das Schloss teilweise öffentlich zugänglich und ermöglicht Gästen den Zugang zu original eingerichteten Wohnräumen des deutschen Hochadels. Insgesamt kann man fast 50 Räume und die Schloßkirche in zwei Rundgängen besichtigen. Ein Highlight ist sicher der Speisesaal mit festlich eingedeckter Tafel. Neben dem individuellen Rundgang kann man im Schloß auch verschiedene Führungen und Sonderführungen buchen. Zu beliebten Veranstaltungen über das Jahr zählen die Wernigeröder SchloßFestspiele, SchloßWalpurgis und Ritterfest sowie die SchloßRocknacht. Verschiedene Sonderausstellungen, das SchloßCafé und der Museumsladen runden das Angebot ab. Und natürlich kann man hier auch heiraten. 👰 🤵

Als wir das Schloß gut informiert verlassen, regnet es leider immer noch. Die Bimmelbahn bringt uns sicher zurück in die Stadt. Von dort aus machen wir uns, bewaffnet mit leckerem Kuchen, auf in unser gemütliches Ferienhaus und genießen den restlichen Tag einfach mit quatschen und chillen.


Was man auch noch machen könnte …

Wernigerode ist nicht groß, dennoch gibt es vieles zu sehen und zu erleben. Vor allem wenn man länger in der Stadt ist, lohnen sich einige Ausflüge in die schöne Umgebung. In der Innenstadt empfiehlt sich neben dem Besuch des kleinsten Hauses definitiv auch ein Besuch des Museum Schiefes Haus. Hier kann man vor allem eines und zwar seinen Gleichgewichtssinn testen. Denn bei einer Neigung von 7° kann einem schon mal recht schwindelig werden. Im Museum kann man einige Dauerausstellungen, z.B. Alte und antike Puppen sowie ergänzende Sonderausstellungen besuchen. Fans von Flugzeugen kommen im Luftfahrtmuseum Wernigerode auf ihre Kosten. Hier werden auf 6000m2 rund 50 verschiedene Flugzeuge und Hubschrauber ausgestellt. In zwei verschiedenen Flugsimulatoren darf man für kurze Zeit Flugkapitä spielen. Besonders Kinder kommen im Museum voll auf ihre Kosten, jede Station des Rundgangs ist kindgerecht interaktiv gestaltet.

Durch Wernigerode führt der bekannte Harzer Klosterwanderweg. Mit 112km ist er einer von zahlreichen Fernwanderwegen im Harz und gewährt einen tiefen Einblick in die vielfältige Kloster- und Kirchenlandschaft. Von Wernigerode aus kann man die Etappe 3 nach Ilsenburg (11,3km) und die Etappe 4 nach Blankenburg (19,5km) erwandern. Vor allem Blankenburg mit seiner hübschen kleinen Innenstadt, dem barocken Schloß und dem Koster Michaelstein einen Ausflug wert.

Zwei besonders schöne Aussichtstürme in der Umgebung Wernigerode sind der Kaiserturm im Süden und Austbergturm im Osten der Stadt. Beide Türme sind in schönen Rundwanderwegen von Wernigerode aus zu erwandern und bieten herrliche Weitblicke über die Harzer Landschaft. Der eintritt ist jeweils frei. Ein besonderes Erlebnis während eines Besuchs in Wernigerode ist sicher die Fahrt mit der Brockenbahn auf den mit 1.141m höchsten Berg im Harz. Hier eröffnen sich mit etwas Glück grandiose Aussichten bis weit in die Norddeutsche Tiefebene über die wunderschöne Gebirgswelt des Harzes … sofern man auf dem windigsten Ort in Deutschland und Mitteleuropa nicht nicht weggepustet wird. 💨😁


Auf dem Rückweg über die Titan RT

Am Tag unserer Abreise verließen wir exakt zum Check-out um 10:00 Uhr bei strahlendem Sonnenschein das kleine Ferienhaus. Wir beschlossen auf dem Rückweg noch einen Zwischenstopp einzulegen und zwar bei der bei der berühmten Hängbrücke über die Rappbodetalsperre Titan RT. Natürlich waren wir nicht die einzigen, die an einem Sonntag dieses Ausflugsziel ins Auge fassten, also parkten wir das Auto etwas entfernt an der Talsperre Wendefurth und wanderten los. Über einen kleinen urigen Weg durch den Wald stiegen wir auf bis zum oberen Pumpspeicherwerk Wendefurth. Über den Weg entlang der Hauptstrasse war das Nordportal der Titan RT nicht mehr weit. Von hier aus führt die mit 458,50m längste Fußgängerhängebrücke der Welt direkt neben der Staumauer über das Bode-Staubecken auf die andere Seite. Nun hieß es, schnell am Automaten Tickets kaufen und ohne viel Nachdenken rauf auf das beeindruckende Monster aus Stahl.

Ist schon ein komisches Gefühl, wenn man weiß, dass unter einem nix ist und man auch noch durch das Gitter durchschauen kann. Hinzu kommt, dass die Brücke durch die vielen Besucher ganz schön schwingt. Die Sicht auf die Talsperre ist jedoch wirklich sehr schön. Ich bin trotzdem froh als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, lasse es mir aber nicht nehmen, auch noch den Solitaire Tower zu erklimmen.Von hier oben hat man grandiose Ausblicke auf die gesamte Umgebung und kann herrlich den Wahnsinnigen zusehen, die sich per Zipline in die Tiefe stürzen. 🫣 Das Kombiticket für Brücke und Turm kostet übrigens €11 und kann auch online erworben werden. Für den Rückweg wählen wir den Fußweg über die Staumauer, steigen zum Pumpspeicherwerk hinab und folgen der Hangstrasse entlang der Talsperre Wendefurth. Auf der Seeterrasse »Zum Hecht« lassen wir es uns nicht nehmen, unseren Kurzurlaub mit frischen Fischbrötchen zu beenden.


www.wernigerode-tourismus.de/erleben/
https://www.harzinfo.de/


Ich liebe kleine Städte mit Schloss, hübscher Altstadt und viel Kultur, z.B. Weimar oder Würzburg.


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