Tag 29 bis 34 // Nach dem Abstecher in den Dartmoor Nationalpark ging es für Molly und mich zurück an die Küste und zwar auf die Halbinsel Penwith. Sie ist die südwestlichste Spitze und einer der beliebtesten Teile von Cornwall. Die wunderschönen Küstenlandschaft mit steilen Klippen und traumhaften Badebuchten, das fast subtropische Klima, kleine idyllische Orte mit Shops und Gallerien und geschichtsträchtige Denkmäler wie der Merry Maidens Stone Circle locken jedes Jahr unendlich viele Touristen an.
Ich war einen Tag lang in St. Ives, bin dann in fünf Tagen auf dem SWCP um die Halbinsel gewandert und habe zum Schluß noch einen Abstecher nach Marazion gemacht. Die Küstenlandschaft von Penwith ist nicht so rau und spektakulär wie im Norden, aber sie ist einfach traumhaft. Wir haben jeden gelaufenen Kilometer und jeden hier verbrachten Tag absolut genossen. Der Weg ist nicht so anspruchsvoll, dennoch ist er nicht einfach zu laufen. Häufig heißt es, über riesige Steine zu klettern oder sich durch dichte meterhohe Pflanzen zu kämpfen. Wir haben die nettesten Menschen getroffen und ich habe mich oft verquatscht. Wir haben ständig angehalten, um Fotos zu machen oder am Strand zu chillen oder um einfach die Aussicht zu genießen. Dazu hatten wir traumhaftes Wetter. Häufig fehlten mir einfach die Worte, um das zu beschreiben, was ich gerade sehe oder empfinde. Daher gibt es hier einfach viele Bilder und weniger Worte. 😊
St. Ives – Touristenmagnet mit Mittelmeer-Feeling
St. Ives ist ein ganz wundervoller, spannender und interessanter Ort im Norden von Penwith, der zu meinem Leidwesen einfach nur überfüllt ist mit Touristen über Touristen. Mit Molly habe ich daher leider auch keinen Zugang zu beliebten Orten, die ich gern besucht hätte, wie die Tate Gallery und den Barbara Hepworth Skulpturen Garten. Unser Besuch war trotzdem toll, denn wir meiden größtenteils die Touristenspots. Besonders schön war der Spaziergang bei Ebbe durch das Hafenbecken, wo sonst die Schiffe fahren. Wir bummeln durch die kleinen Gassen mit Galerien und Shops ortsansäßiger Künstler und ziehen uns dann auf die kleine Halbinsel zwischen den dicht belegten Stränden zurück, um das bunte Treiben zu beobachten. Gegen Abend siedeln wir in ein nettes Restaurant mit Balkon um. Das war zwar sündhaft teuer, aber das Essen war gigantisch und die Aussicht und Ruhe waren es wert. 😂
St. Ives – Treen
Am nächsten Tag kann ich kaum erwarten, dass es losgeht und wir aus der überfüllten Stadt herauskommen. Zwar sind auf dem SWCP hier deutlich mehr Menschen als im Norden unterwegs, aber nicht zu vergleichen mit dem Menschenstrom, der sich durch die kleinen Strassen von St. Ives quält. Es ist bewölkt und trotz Wind ideales Wanderwetter. Rückblickend gibt es einen tollen Ausblick auf St. Ives. Wir treffen unerwartet auf einen tollen Steinkreis und in Zennor leider auf die Auswirkungen der Hitzewelle. Ein Brand hat hier stark gewütet. 😞 Nach 19km sind wir in Treen im B&B The Gurnard‘s Head angekommen, wo häufig Kühe vor unserem Fenster flankieren, Hundekekse für Molly in unserem Zimmer bereit standen und das Essen und der Wein yummy yummy waren. 😂
Treen – Bottalack
Bei strahlendem Sonnenschein ziehen wir am nächsten Tag weiter. Der Weg ist oft steinig und wenig gut ersichtlich, aber irgendwie finden wir ihn trotzdem. Nur ein einziges Mal bin ich unachtsam, wir biegen falsch ab und sehen uns plötzlich mit ein Stück Weg konfrontiert, wo einem eigentlich Himmelangst werden könnte. 😳 Naja, wir haben einfach nicht nach unten geschaut. Cool war das aber schon, so bissl Nervenkitzel. 🤪 Wir haben trotzdem beschlossen, vorsichtiger zu sein. An diesem Tag begleiten uns Wildpferde ein Stück des Weges, Molly hätte fast eine Schlange gefangen, wir begegnen dem ersten Wanderer, der den gesamten SWCP am Stück läuft, treffen auf die faszinierenden Ruinen vergangener Bergbauzeiten und nächtigen nach 17km Fußweg in einer sehr gemütlichen Schäferhütte.
Bottalack – Gwynver Beach
Die Etappe an diesem Tag verläuft sehr entspannt bei immer besser werdendem Wetter. Wir wandern weiter entlang der Mienen und vorbei an der Halbinsel Cape Cornwall, beides Teil der Cornish Mining World Heritage Site, wo früher vor allem Zinn gefördert wurde. Serien-Junkies könnten die Mienen vor allem aus der Serie Poldark bekannt sein. Schon bald kommen die wunderschönen Strände Gwynver Beach und Sennen Beach in Sicht, beide vor allem beliebt bei Familien und Surfern. Wir übernachten hier nach 16km und zwar wiedermal in meinem Zelt ⛺️. Auf dem riesigen Zeltplatz komme ich mir zwischen all den Wohnwagen, Campern und Monster-Zelten fast ein bisschen verloren vor. Und so schlage ich unser Zelt auf und wir verdrücken uns mit Pizza und Kaltgetränk an den Strand, um einen wundervollen Sonnenuntergang zu beobachten. 🌅
Gwynver Beach – Porthcurno
Tag 4 dieser Wanderung werde ich wohl immer als meinen bis dato schönsten in Erinnerung behalten. Ich starte zeitig, da ich an diesem Tag wieder an die 20km vor mir habe. Der langgezogene schöne Strand von Sennen und der zugehörige kleine Ort sind am Morgen noch fast menschenleer. Von hier ist es nur ein Katzensprung nach Land‘s End, dem westlichsten Punkt Englands, der dafür umso voller ist. Unglaublich, aber für ein Foto am berühmten Wegweiser muss man 13Pfund bezahlen. 🤦🏻♀️ Meiden können wir diesen Ort nicht, wir müssen vorbei. Naja nun kann ich sagen: “Seen it, done it“ 🤪 … und ab jetzt kommt der traumhafte Teil der Etappe. Schöne Klippen- und Steinformationen wechseln sich ab mit kleinen Buchten und Traumstränden – eine Wahnsinns-Küste. In einer Bucht treffen wir auf eine Gruppe Robben, die im Wasser spielen und chillen. 🦭🥰 Darauf habe ich gewartet. Krönender Abschluss des Tages ist die Sicht auf die berühmte Bucht bei Porthcurno. Ich freue mich so, sie wiederzusehen und bin am Abend überglücklich, auch weil der Zeltplatz in Treen noch einen Platz für mich hatte. 😂
Porthcurno – Mousehole
Der letzte Tag der Wanderung hat es nochmal in sich. Es ist unglaublich heiß und der Weg hält einige Auf- und Abstiege mit extrem großen Stufen bereit, ebenso wie enge und fast zugewachsene Pfade durch die ich mit meinem Rucksack kaum durchpasse, schlammige Wegstellen über die ich Molly tragen muss und steinige Passagen über die es zu klettern gilt. Aufgrund der Hitze sind häufig Pausen nötig, schöne Stellen dafür gibt es trotz Anstrengung genügend, z.B. Penberth Cove, St Loy’s Cove und der hübsche Ort Lamorna. Im Cove Cafè schmecken die Pasties besonders gut. 😋 Von hier sind es noch gut 1,5h bis Mousehole, dem Ende meiner Wanderung. Mousehole ist ein wahnsinnig schöner Küstenort mit einem halbrunden Hafen. Leider fährt 15min nach unserer Ankunft der Bus zurück nach St. Ives, so dass uns wenig Zeit zu Erkundung bleibt. Nochmal 17km laufen wir an diesem Tag.
Marazion
Zurück in St. Ives bin ich froh, mein Auto wiederzusehen. Ich hatte es auf einem öffentlichen Parkplatz abgestellt. Auch die Bezahlung funktioniert mit App hervorragend, die Schranke erkennt bei Ausfahrt mein Kennzeichen und öffnet sich von selbst. 👍🏻 Bei Einfahrt musste ich nämlich aussteigen und um das Auto herumrennen, um ein Ticket zu lösen. 🙄😂 Wir übernachten auf einem netten Zeltplatz in der Nähe von Marazion, so können wir am nächsten Morgen noch einen Bummel durch den Ort unternehmen, bevor wir auf die Lizard Halbinsel aufbrechen. Marazion ist ein hübscher Küstenort am Rande von Penwith, vor dessen Küste auf einer kleinen Insel die Burg St. Michaels Mount thront. Bei Ebbe kann man bis zur Insel laufen, bei Flut fährt man mit dem Boot. Ich hätte die Burg gern besucht, leider ist die ganze Insel im Sommer hundefrei. Ebenso der Strand. 🤷🏻♀️ Zum Glück gibt es im Ort einige Galerien, ich verliebe mich sofort in einen ortsansässigen Künstler und kaufe schöne Bilder ein. Auch ein Eis für Molly und mich ist drin. Dann verlassen wir mit vielen schönen Erinnerungen die Halbinsel Penwith. Auf nach Lizard!
Auch die Strecke von Morwenstow nach Newquay bin ich an einem Stück gewandert:
Acht Tage zu Fuß von Morwenstow nach Newquay
